Game Over! Schon das „Rausfliegen“ beim Mensch ärger Dich nicht Brettspiel ist ja eine Art Tod und Wiedergeburt. Scheinbar fasziniert das Thema nicht nur in Computerspielen. Hier haben sich aber ein paar interessante Varianten entwickelt, die dieser Beitrag beleuchtet.

Bis hin zur Vernichtung ganzer Spielwelten mit allen darin befindlichen Spielfiguren.

Trigger-Warnung: Wenn das Thema „Tod“ dir gerade zu nah geht, ist dieser Beitrag vielleicht nichts für dich.

Unendlich viele Leben

Pinball, Frogger und Co. Zu Beginn der Videospiel-Ära war es noch relativ überschaubar. Du musst einen Frosch über eine stark befahrene Straße und einen Fluss hüpfen lassen. Wenn du das schaffst, bekommst du Punkte, wenn der Frosch stirbt, fängst du mit einem neuen Frosch von vorn an.

Wiedergeboren. Dadurch ist der Videospiel-Tod nicht sonderlich schlimm. Du wirst wiedergeboren und fängst neu an. Oder du kannst erst gar nicht sterben. Der legendäre Pirat Guybrush Threepwood, stürzt in der einzigen Todesszene des Klassikers The Secret of Monkey Island von einer Klippe. Nachdem der Game Over Bildschirm angezeigt wird, katapultiert er sich wieder ins Bild. Mit dem Kommentar: Gummibaum! Er ist scheinbar weich gelandet …

Game Over auf Monkey Island

Eine typische Todes-Nachricht. Auch wenn sie in diesem Fall nur als Gag eingesetzt wird.

Geld oder Leben! Manche Spielautomaten-Spiele hingegen versuchten, dir durch möglichst gruselige Todesszene, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Deine Spielfigur steckt in einer Todesfalle. Ein Countdown läuft ab. Wenn du eine Münze einwirfst, kannst du sie retten und weiter spielen. Wenn nicht, stirbt sie qualvoll.

Bestenliste schlagen. Um einzuordnen, wie „gut“ du das Spiel im Vergleich zu anderen meisterst, gab es Bestenlisten. Und wehe, dein Bruder hatte dich auf dem Familien-C64-Computer dort überrundet. Dann galt es, im nächsten Durchlauf des Spiels noch mehr Punkte zu er-flippern oder noch mehr Frösche zu retten.

Autosave-Punkte. Als die Computer leistungsstärker und Spiele komplexer wurden, konntest du sie nicht mehr in einem Rutsch durchspielen. Jetzt galt es, einen bestimmten Punkt im Spiel zu erreichen. An dem konntest du beim nächsten Spielstart weitermachen.

Game Over: Der Tod bekommt einen Preis

Aufbauspiele. Spiele wie Die Siedler oder Sim City oder auch aktuellere Titel wie Planet Zoo leben davon, komplexe Spielwelten zu erschaffen: Einen Zoo, eine Stadt oder einen ganzen Warenwirtschafts-Kreislauf. All deine bisherigen Entscheidungen finden sich in dem jeweiligen Spielstand wieder.

Die Siedler Ausbauspiel

Die Siedler: Wenn du den Computergegner unterschätzt, heißt es auch hier ganz schnell Game Over

Dein Charakter. Andere Spiele legen viel Wert auf die Weiterentwicklung deiner Spielfigur durch die Erfahrung, die sie in der Spielwelt sammelt. Sie wird stärker oder läuft schneller, entwickelt besondere Fähigkeiten oder kann fortschrittliche Gegenstände herstellen. Oder sie hat sich schlichtweg eine hervorragende Ausrüstung zusammengestellt.

Gemeinsame Erlebnisse. Zudem besteht oft eine emotionale Bindung an den Charakter, mit dem du die Abenteuer des Spiels bisher gemeinsam gemeistert hast. Vergleichbar mit der Hauptdarstellerin in einem Film, mit deren Schicksal du mitfieberst.

Der Tod wird tragischer. Durch diese liebgewonnenen Charaktere oder aufgebauten Spielwelten wird das Scheitern im Spiel tragischer. Wird dein Imperium vernichtet oder dein Charakter stürzt durch einen unbedachten Schritt in die Schlucht, ist die Aufbau-Arbeit von Stunden oder gar Tagen dahin.

Gegenstrategie „Speichern“. Moderne Solo-Spieler-Spiele kommen daher kaum noch ohne Abspeichern des aktuellen Spiel-Fortschritts aus. Häufig geschieht das automatisch nach X Minuten oder beim Ausloggen. Oder du musst deinen bisherigen Erfolg aktiv abspeichern.

Spielstand speichern auf Diskette oder in der Cloud als Mittel gegen Game Over

Früher auf Diskette, heute in der Cloud. Spielstand speichern nicht vergesen!

Zeitreise. Wenn etwas nicht gut läuft, für dein Spiel, kannst du in der Zeit zurückspringen und einen alten Spielstand wieder laden. Hier bist du am Endgegner noch nicht gescheitert und stehst noch am Rande der Schlucht. Aus dem „Game Over“ wird so ein weniger frustrierendes „An welchem Zeitpunkt möchtest du gerne wiedergeboren werden?“

Fataler Fehler. Der Umgang mit dem „Speichern“ will jedoch gelernt sein. Oft hast du keine unendlichen Speicher-Möglichkeiten, sondern nur eine begrenzte Anzahl an Slots für Spielstände. Wenn die voll sind, musst du einen Spielstand überschreiben, den du nicht mehr benötigst. Hier einen Fehler zu machen, kann tragisch enden.

Weitere Todes-Konzepte in Videospielen

Die Sache mit dem Bett. Im Spiel Minecraft kannst du durch das Setzen eines Bettes den Ort festlegen, an dem du nach deinem Spiel-Tod wieder erscheinst. Andere Spiele, wie Raft oder Green Hell haben dieses Konzept übernommen. Letzteres erlaubt dir das Speichern erst, wenn du dir einen provisorischen Schlafplatz im Urwald errichtet hast.

Teleportations-Tod. Das Spiel Rust geht hier noch weiter. Du kannst an jedem Bett oder Schlafsack, den du in der Spielwelt platziert hast, „respawnen“ (wieder-erscheinen). So kannst du durch freiwilliges Sterben und Wiederauferstehen größere Distanzen überbrücken. Deine Ausrüstung kannst du so allerdings nicht mitnehmen.

Strategisch geschickt verteilte Schlafsäcke ermöglichen dir in Rust einen Wiedereinstieg ins Spiel an unterschiedlichen Orten.

Strategisch geschickt verteilte Schlafsäcke ermöglichen dir in Rust einen Wiedereinstieg ins Spiel an unterschiedlichen Orten.

Permadeath: Im Spiel „The Long Dark“ stirbst du irgendwann in der kanadischen Eiswüste. Ziel des Spiels ist es, den Tod so lang wie möglich hinauszuzögern und trotz aller Widrigkeiten zu überleben. Wenn der Spielcharakter stirbt, werden auch alle Spielstände unbrauchbar. Das Spiel bringt die Realität wieder mehr in den Blick: Du hast nur ein Leben. Wenn du stirbst, heißt das wirklich „Game Over“.

Zwei Arten zu sterben in einem Spiel. Icarus führt dich in den Orbit eines lebensfeindlichen Planeten. Du wirst zu Außenmissionen auf die Oberfläche heruntergeschickt. Hier genießt du eine Art Lebensversicherung: Stirbst du während der Mission, verlierst du zwar ein paar Erfahrungspunkte, wachst aber in deinem Schlafsack oder Bett wieder auf.

Gleichzeitig läuft aber auch ein Missions-Countdown. Ist der herunter gezählt, startet dein Landeschiff zurück zur Raumstation. Im Zweifelsfall auch ohne dich. Wenn du es nicht rechtzeitig zum Schiff zurückschaffst, stirbt dein Charakter auf dem Planeten und die Spielfigur mit all ihren Erfahrungs-Fortschritten ist für dich nicht mehr verfügbar.

icarus-woelfe-game-over

Icarus: auf dem Planeten gibt es viele Arten zu sterben: Raubtiere, Vergiftungen, Stürze, Feuer,… Aber wirklich schlimm wird es, wenn du dein Shuttle verpasst.

Der Wipe. Das ist wohl die radikalste Form des Videospiel-Todes. Die komplette Spielwelt wird gelöscht. Das kann beispielsweise geschehen, wenn der Betreiber eines Minecraft Servers diesen abschaltet.

Im Spiel Rust ist es Teil des Spielkonzepts: Jeden ersten Donnerstag im Monat ist Wipe Day. Dann werden alle Server vom Entwickler auf null zurückgesetzt. Das stellt wieder faire Chancen für Neulinge her. Du startest nämlich buchstäblich nackt ins Spiel. Ausgerüstet mit einer Fackel als Lichtquelle und einem Stein als Allzweck-Werkzeug. So bist du anderen Spieler:innen, die einen Monat Vorsprung haben, einfach hoffnungslos unterlegen.

Ein Wipe erlaubt den Entwickler:innen außerdem, neue Spiel-Inhalte zu veröffentlichen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wie die mit alten Spielwelten harmonieren.

Der Tod als Inhalt. Ein paar wenige Spiele machen das Sterben und den Tod selbst zum Inhalt. Nicht nur zu einem Spielmechanismus von Fehler-machen und Respawnen. Drei Beispiele:

  • Undying. Das Spiel ist eine Variante der Zombie-Spiele. Du spielst die Mutter eines kleinen Jungen, die von einem Untoten gebissen wurde und sich langsam verwandelt. Kannst du deinem Kind rechtzeitig alles beibringen, um allein in der apokalyptischen Welt klarzukommen? Und kannst du ihn rechtzeitig verlassen, bevor du zur Gefahr für ihn wirst?
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Undying: Du bist infiziert – und musst dein Kind retten

  • That Dragon, Cancer. Die Programmierer:innen verarbeiten in diesem Spiel den Krebs-Tod ihres eigenen Kindes. Du durchlebst in diesem atmosphärisch dichten, linearen Spiel das Schicksal einer Familie. Eine Geschichte über Hoffnung, kindliche Glücksmomente, Verzweiflung, Schmerz und Ohnmacht.
  • Spiritfather. Du übernimmst die Rolle von Stella. Auf ihrem Schiff begleitet sie die Seelen von Verstorbenen auf die andere Seite hinüber. Hierzu muss sie sich aber um ihre Bedürfnisse kümmern. Sie brauchen auf dem Schiff einen Ort zum Schlafen, benötigen Nahrung und ein offenes Ohr für die Dinge, die sie noch loswerden wollen, bevor sie gehen. Stellas Tätigkeit als Sterbebegleiterin macht deutlich, dass es gleichzeitig erfüllend, aber auch anstrengend sein kann, sich um Seelen im Übergang zu kümmern. Auch das Thema Abschied nehmen wird einfühlsam im Spiel erlebbar.

Wie stirbst du am liebsten?

Sinn und Zweck. Warum ist das Sterben überhaupt Bestandteil von Videospielen? Hier gibt es ganz unterschiedliche Gründe:

  • Element der Spannung: Auch in Unterhaltungs-Filmen geht es um Leben und Tod.
  • Vergleich unter Spieler:innen: Wer überlebt am längsten?
  • Ausgewogenheit im Multiplayer: Wenn auch die Starken an der Spiel-Umwelt sterben, haben die Schwachen eine fairere Chance.
  • Sinn und Zweck des Spiels. In Survival Spielen geht es genau darum, in einer lebensfeindlichen Umgebung möglichst lange zu überleben und eben nicht zu sterben.
  • Serverlast reduzieren. Viele von Spieler:innen erbaute Items kosten viel Speicherplatz. Ein Wipe gibt den wieder frei.

Was für ein Spiele-Typ bist du? Magst du das frust-arme Resawnen? Nutzt du das Sterben im Spiel strategisch, etwa um dich an andere Orte zu teleportieren? Oder bevorzugst du Permadeath-Spiele?

Schreib es doch unten in einen Kommentar.

Zum Weiterlesen: Hier ein paar interessante Artikel, die ich bei der Recherche zu diesem Beitrag herangezogen habe:

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